Vegan, aber EHRLICH!
- mierNUFAKTUR
- 10. Juli
- 7 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 11. Juli
Kennst du das Gefühl, das sich ausbreitet, wenn du weißt, dass etwas falsch ist, du aber nicht weißt, wie du es bei dir ändern kannst? Das Gefühl, das sich breit macht, wenn du dir bewusst darüber bist, dass die Billigklamotte, die bei dir im Schrank hängt, wahrscheinlich von Kinderhänden oder zumindest von Näherinnen in Drittländern unter schlimmsten Bedingungen gefertigt wurde, damit sie bei uns so günstig angeboten werden konnte. Kennst du den Gedanken, der sich dann ausbreitet und deinen Kauf rechtfertigen soll?
Gedanken wie „Ja, gut. Das ist jetzt halt das eine Teil. Was hätte mein Verzicht schon verändert?“ Ich werde beim nächsten Mal mehr drauf achten.“
Das nächste Mal ist vielleicht in einem, in zwei Monaten, vielleicht in einem halben oder einem Jahr. Solange kaufst du nichts. Solange trägst du eben auch keine Verantwortung für das Schicksal und die Arbeitsumstände anderer Menschen. Oder?
Hunderte Millionen von Menschen denken täglich so.Und das nicht nur in Europa, sondern auf der ganzen Welt.
„Es ist ja nicht oft, dass ich das mache.“ „Ich werde mehr darauf achten.“ „Ich mache ja schon so viel für die Umwelt, jetzt sind erstmal die Anderen dran.“
Gleich vorweg: Es wird in diesem Text nicht darum gehen, dich zu überzeugen, vegan zu leben, die Menschenrechte und Menschenwürde zu achten und ein Vorzeigemensch zu werden.
Uns ist aufgefallen, dass es so unglaublich vielen Menschen schwerfällt, bedingungslos ehrlich zu sich selbst zu sein. Sich und ihr Verhalten kritisch zu hinterfragen. Sich Fehler einzugestehen. Sich frei zu fühlen, auch mal scheitern zu dürfen. Nicht das perfekte Bild aufrecht erhalten zu wollen.
Warum ist das so?
Ich kann mich noch genau an die Zeit erinnern, als ich noch Fleisch gegessen habe und es noch vollkommen normal war, sich allem zu bedienen, was der Mensch sich Untertan machen konnte. Angefangen bei der Daunenbettdecke, über die tägliche Fleischmahlzeit, bis hin zu den angesagtesten Ledersneakern.

Das Bewusstsein der Menschen, war einfach noch nicht so weit. Meine Eltern waren Kinder der Kriegsgeneration. Im Krieg selbst gab es meist nichts. Der Vater meines Vaters versteckte ein Schwein im Keller vor den Soldaten und kam dafür sehr lang ins Gefägnis.
Auch nach dem Krieg hatten die Menschen es schwer, für die Familien zu sorgen. Während des Wiederaufbaus wurde getauscht. Alles, was es gab hatte seinen Wert und man erhielt einen Gegenwert. Jedes Stück Fleisch, jede Tomate, jeder Laib Brot wurde gewertschätzt und gemeinsam mit der Familie verzehrt.
Irgendwann kam der riesige Wirtschaftsboom und den Menschen ging es gut. Auf einmal gab es alles im Überfluss und die großen Anbieter expandierten immer weiter. Es war auf einmal immer alles vorhanden und vor allem konnte man plötzlich alles in großen Mengen produzieren. Auch Fleisch.
Es war plötzlich völlig normal auf alles zuzugreifen, wann man es wollte und die Supermärkte und Discounter waren immer prall gefüllt.
Dieses Angebot wurde mit Dankbarkeit angenommen. Die ältere Generation war zwar dankbar und erleichtert. Berhielt aber ihre Werte. Die Jüngere Generation wuchs mit dem Wissen auf, dass einkaufen kein Luxus ist und machte sich keine Gedanken, was dieser Konsum nach sich zog.
Ich als Enkelin der Kriegsgeneration wuchs die ersten Jahre ebenfalls mit diesem Wissen auf. Die Medien zeigten nur das, was guten Einfluss auf die Wirtschaft haben sollte und blieb mit den Tatsachen im Verborgenen.
Als ich 15 war bekam ich mein erstes Handy. In der gleichen Zeit wurde auch das Internet immer populärer. Plötzlich konnte ich auf Informationen zugreifen, die bisher ungreifbar für mich gewesen waren.
Meine Schwester ging auf eine Grundschule, die sehr Naturverbunden war. Sie entschied sich aufgrund eines Videos im Sachkundeuunterricht mit 8 Jahren vegetarisch zu essen. Meine Mutter stand vor einer riesigen Herausforderung. Es war ja so schon schwer, jeden Tag etwas Neues zu Mittag zu kochen. Ich bin 8 Jahre älter als meine Schwester. Was sie entschied, imponierte mir, obwohl ich mich bis dahin noch nie mit dem Thema befasst hatte.
Diese Entscheidung meiner Schwester mit 8 Jahren, pflanzte einen Samen in mein Bewusstsein. Ein erster kleiner Sprössling. Es verging noch etwas Zeit und das Internet gab immer mehr Informationen her. Plötzich konnte man Videos auf YouTube streamen und die Plattform der Tierschutzorganisation PETA wurde populär.
Ich stieß per Zufall auf ein Video, in dem es um eine neuseeländische Schafzucht ging. Die Wolle der Schafe wurde in diesem Video geschoren. Dabei wurden immer wieder Stücke des Fleischs der Tiere bei lebendigen Leib abgeschnitten. Es musste ja schließlich schnell gehen. Die blutenden Tiere wurden unbehandelt zurück in die Herde gelassen.
Ich saß mit tränenüberströmtem Gesicht vor meinem PC mit Röhrenmonitor und konnte diese Welt auf einmal nicht mehr fassen. Was wurde mir da die ganze Zeit vorgespielt?
Ich entschied von jetzt auf gleich, kein Stück Fleisch mehr anzurühren, obwohl es in diesem Video „nur“ um Wolle ging.
Was würde wohl mit den Tieren passieren, die zum Töten und Essen gezüchtet wurden? Das wollte ich mir gar nicht ausmalen.
Als ich meiner Mutter von meiner Entscheidung berichtete, sagte sie nur „Ich hab`mir schon gedacht, dass das nicht mehr lange dauert.“
Bis heute habe ich den Eindruck, dass etwas Genervtheit in ihrer Stimme mitschwang. Sie hat es sich aber nicht wirklich anmerken lassen und hat das Spiel mitgespielt. Es gab auch keinen Belehrungsversuch, von wegen „dann musst du aber gucken, dass du die Nährstoffe aus dem Fleisch woanders herbekommst“. Sie hat uns einfach in unserer Entscheidung unterstützt und so gekocht, dass Fleisch gar kein Thema mehr für uns sein musste.
Ich war und bin ihr dafür sehr dankbar, denn es war bis dahin die beste Entscheidung meines Lebens.
Als meine Schwester dann mit 15 Jahren entschied VEGAN (also ohne tierische Produkte) zu leben, verhielt sich das ganze allerdings etwas anders. Meine Mutter schleppte sie zum Arzt um die Nährstoffversorgung sicherzustellen. Am Anfang war noch alles in Ordnung, bis sie eine Anämie entwickelte. Sie hatte schlicht kein Eisen mehr erhalten, weil niemand auch nur Ansatzweise wusste (zumindest nicht in unserem Umfeld) wie man vegan ausgewogen kocht.
Wer wusste damals schon, das die Hauptnahrungsquelle Hülsenfrüchte sein sollten und dass Vitamin B12 nicht erst durch den Tiermagen wandern musste, sondern auch direkt vom Menschen supplementiert werden konnte.
Ja ganz genau, das ach so wertvolle Vitamin B12, das wir angeblich nur durch Fleischkonsum erhalten können, wird dem Tier mit dem Futter verabreicht, damit es sich im Fleisch befindet. Also wenn ihr mich fragt, ich hab noch nie gerne was zu mir genommen, was schon jemand anders im Mund hatte.
Zu der Zeit von der ich spreche gab es noch die Annahme, dass Milch gut für die Knochen sei und Käse super bei Magensäure helfe. Vor allem müssten die Kühe ja sowieso gemolken werden. Wohin sonst mit der ganzen Milch?
Heute wissen wir mehr. Kuhmilch ist gut für die Kälber der Kuh. Im menschlichen Körper nährt sie Bakterien, Viren und andere Keime und trägt erheblich zu den typischen Volkskrankheiten wie Migräne, Hashimoto, Schilddrüsen-Über- und –Unterfunktion, Diabetes, Adipositas, Herz-Kreislauferkrankungen, Haarausfall, Demenz, Menstuationsbeschwerden, Fibromyralgie, morbus Basedow, Morbus Chron, Endometriose und vielen, vielen mehr bei.
Das Gleiche gilt übrigens für Käse (und alle anderen Milchprodukte) und Eier.
(Ganz zu schweigen von der erheblichen Umweltschädigung, die die Massentierhaltung auf dem Rücken trägt.)
Das Melkproblem hätten wir nicht, wenn die Kühe nicht im überzüchteten Zustand bis zu 45 Liter Milch am Tag produzieren müssten, sondern nur die üblichen 6 Liter für ihre Babys, die sie übrigens ab dem ersten Moment ihrer Geburt abgöttisch lieben. Leider werden ihnen diese sofort entrissen und in Kälberiglus (80cmx200cm) gepfercht.
Als ich 24 war wurde mir von meinem „Schilddrüsenspazialisten“ mitgeteilt, dass ich Hashimoto habe. Die Schilddrüse würde sich auflösen, weil das Immunsystem sich gegen das Schilddrüsengewebe richten würde. Mit täglichen Medikamenten sei das aber zu regeln. NICHTS hat sich geregelt. Die Folge waren Schlaflosigkeit, Panikattacken, Angstzustände, Depressionen und die Gabe von Psychopharmaka. Als ich nur noch den Wunsch hatte dass es endlich aufhört wurde mir in einem Forum ein Buch vorgeschlagen (Heile deine Schilddrüse von Anthony William). Dieses Buch war mein Lebensretter. Ich machte die Ernährungsumstellung, die in diesem Buch beschrieben wurde und bekam ein komplett neues Leben ohne Medikamente und mit geheilter Schilddrüse. Sogar das Narbengewebe war verschwunden. (Alle Experten sagten mir zuvor, die Schilddrüse sei nicht mehr heilbar.)
Die Ernährungsumstellung beinhaltete eine möglichst vegane Ernährung. Hühnerfleisch und Rindfleisch und Fisch in Bioqualität war allerdings erlaubt.
Nachdem ich mich bis dahin vegetarisch ernährt hatte und nun auch noch Milch und Eier abgeben sollte, beschloss ich wieder Fisch zu essen. Was hätte ich sonst noch auf dem Teller gehabt??? Also bitte!
Wie gesagt, es funtionierte genau so, wie es im Buch beschrieben war. Nach der Kur war ich einfach nur dankbar und beschloss weiterhin diese Ernährungsform zu nutzen, um meinen Körper, meinen Geist und meine Seele fit zu halten. Es gefiel mir nicht, dass ich ab und zu Fisch aß, aber wie sollte ich die guten Omega 3 Fettsäuren sonst erhalten?
Ich erfuhr erst viel später, dass diese Fettsäuren im Spirulina Pulver (Algen) das ich ohnehin zu mir nahm enthalten waren und die Fettsäuren sich auch nur im Fisch befinden, weil dieser vorher Algen gefressen hatte. Damit war auch dieses Problem gelöst und der Fisch durfte seine Schuppen und sein Leben behalten.
Es gibt noch so unendlich viele Informtionen, die ich hier teilen könnte, aber es geht hier nicht darum euch zuzuspamen mit einer Flut an Infos, die euch vielleicht gar nicht interessieren.
Das Einzige, worauf ich hindeuten möchte ist, dass es nicht falsch ist, sich selbst zu hinterfragen. Es gibt Informationen, die werden uns vorenthalten (damals mehr als heute). Es gibt Informationen, die sind schwer zu glauben, denn schließlich leben wir in Europa und dazu noch in Deutschland. Aber auch hier herrscht das Geld. Und Geld ist Macht. Und Macht manipuliert, damit sie erhalten bleibt.

Also bitte scheut euch nicht, die Augen zu öffnen. Seid nicht genervt von denjenigen, die die rosarote Brille schon abgesetzt haben und der Wahrheit bereits ins Auge blicken. Diese Menschen arbeiten nicht nur täglich mit sich selbst, sondern sind jeden und jeden Tag den Anfeindungen derjenigen ausgesetzt, die es nicht fertigbringen, sich selbst ehrlich zu hinterfragen und ihre Gewohnheiten aus einem anderem Blickwinkel zu betrachten. Es möchte niemand irgendwem etwas wegnehmen. Ganz im Gegenteil eröffnen diese Menschen ganz neue Möglichkeiten und tragen zu einer Erweiterung des kollektiven Bewusstseins bei. Es ist jeden Tag harte Arbeit, diese „nervigen“ Beitrage zu gestalten und manchmal vielleicht nur eine einzige Person zu erreichen. Aber diese Menschen machen das nicht für sich, sondern für die Liebe auf diesem Planeten.
Kommt zurück zum Mitgefühl und richtet euren ehrlichen Blick auf diese Welt und euch selbst. Dann wird alles irgendwann wieder gut.
Alles Liebe,
Vanessa
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